Kölner Philharmonie

WDR Sinfonieorchester

Marie Jacquot
Foto: Julia Wesely Highres
Marie Jacquot
Foto: Julia Wesely Highres

Konzert - Händel, Alain & Bruckner

Thomas Ospital, Orgel
Marie Jacquot, Leitung



Georg Friedrich Händel (1685-1759)
Orgelkonzert F Dur op. 4,4
HWV 292

Jehan Alain (1911-1940)
Litanies

Anton Bruckner (1824 - 1896)
Sinfonie Nr. 7 E Dur

Der im oberösterreichischen Dörfchen Ansfelden als Sohn eines Schulmeisters geborene Anton Bruckner widmete sich in besonderem Maße der Kirchen- und der sinfonischen Musik. Wenngleich Bruckner in späteren Jahren manche öffentliche Ehrung erfuhr, konnte sich sein sinfonisches Werk in Wien doch nur mühsam durchsetzen. Das Wiener Publikum der Zeit liebte die Musik des Norddeutschen Johannes Brahms, widersetzte sich jedoch vehement dem Werk des Österreichers Anton Bruckner. Ein besonderes editorisches und aufführungstechnisches Problem bedeuten bis heute die zahlreichen Um- und Überarbeitungen, die Bruckner an seinen Werken, vor allem seinen Sinfonien, aus eigenem Antrieb oder auf Rat wohlmeinender Freunde vornahm. In der Absicht, die angeblich unspielbaren Werke "spielbar" zu machen, haben diese Freunde unter Bruckners Schülern und Dirigenten gelegentlich sogar eigenmächtig Änderungen vorgenommen, und nicht immer ist gesichert, dass diese "Verbesserungen" auch den Intentionen des Komponisten entsprachen.
Erst mit der siebten Sinfonie, die Bruckner in Wien in der Zeit zwischen September 1881 und September 1883 komponierte, gelang ihm der Durchbruch als Komponist großangelegter sinfonischer Werke. Bei der Uraufführung am 30.12.1884 in Leipzig unter Arthur Nikisch hielt sich der Erfolg zwar noch in Grenzen (das Leipziger Publikum galt als sehr konservativ) aber immerhin notierte Bruckner befriedigt, dass "zum Schluss eine ¼ Stunde applaudiert wurde". Da Bruckner bis dahin die Erfahrung machen musste, dass bei der Aufführung seiner Sinfonien die Zuhörer scharenweise den Konzertsaal verließen, muss der Leipziger Beifall als bedeutender Erfolg gelten. Noch größer war jedoch der Erfolg dieses Werkes wenige Monate später, als Hermann Levi, der Dirigent der Uraufführung von Wagners Parsifal, die Sinfonie erstmals in München vorstellte. Der Erfolg dieser Aufführung veranlasste sogar die berühmten Wiener Philharmoniker, die ansonsten Bruckner wenig schätzten, das Werk in ihr Programm zu nehmen. Auch in Wien war das Publikum begeistert. Nur Bruckners Intimfeind, der berühmte Kritiker und Brahms-Verehrer Eduard Hanslick, schrieb auch über diese Sinfonie einen seiner üblichen Verrisse.
Im Kopfsatz (Allegro moderato), nach dem Formschema des Sonatenhauptsatzes angelegt, fällt vor allem das bei Bruckner einzigartige melodische Hauptthema auf, das nicht weniger als 21 Takte umfasst. Noch zwei weitere Themen werden in der Exposition vorgestellt, die wie immer bei Bruckner im Pianissimo verklingen. Aus diesen drei Themenkomplexen entwickelt der Komponist anschließend eine spannungsvolle, kontrapunktisch verdichtete Durchführung. Die Reprise bereitet bereits die ausgedehnte Coda vor.
Das Zentrum des Werkes bildet der zweite Satz (Adagio. Sehr feierlich und sehr langsam), der von Bruckner als Trauermusik für Richard Wagner unter dem Eindruck der Nachricht von seinem Tode (13.2.1883) komponiert wurde. Für diesen Satz verwendete Bruckner, dem Vorbild des von ihm so verehrten Bayreuther Meisters folgend, ein Quartett von Tuben, die dem Bläsersatz in diesem Adagio eine besondere Färbung verleihen. Der Höhepunkt der Sinfonie liegt genau in der zeitlichen Mitte des Werkes, an jener Stelle im C-Dur des Adagios, die durch einen bis heute umstrittenen Beckenschlag markiert wird. Dieser vom Komponisten zunächst gebilligte, später aber widerrufene Eingriff in die ursprüngliche Partitur geht auf Bruckners Freunde und musikalische "Berater" zurück. Nur wenige Dirigenten halten sich freilich bis heute an Bruckners Widerruf und verzichten auf diesen Beckenschlag als einem spektakulären Moment der Steigerung.
Im deutlichen Kontrast zum langsamen Satz steht das folgende "Scherzo (Sehr schnell)". In seiner klaren Dreiteiligkeit erweist es sich als formal einfach gestaltet. Die Musik hat etwas Drängendes und Vorwärtstreibendes. Nur im Mittelteil, dem Trio, kommt sie etwas zur Ruhe und entfaltet größere melodische Bögen. Der Schluss-Satz (Finale. Bewegt, doch nicht zu schnell) gehört in seiner "Vermischung" von Rondoform und Sonatenhauptsatz zu den originellsten Formexperimenten Bruckners. Die Reihenfolge der drei Themen wird in der Reprise umgekehrt. Das Hauptthema weist eine enge Verwandtschaft zum Hauptthema des Kopfsatzes auf. Auch in den anderen Themen klingen Erinnerungen an die beiden ersten Sätze an. Insgesamt wird die Tendenz hörbar, die innere Geschlossenheit dieses sinfonischen Gebäudes zu verdeutlichen. Wie im Kopfsatz gipfelt auch im Finale das musikalische Geschehen in der Coda, die noch einmal das Eingangsthema des ersten Satzes zitiert und damit das Ende dieser über einstündigen Sinfonie unauflösbar mit dem Anfang verknüpft.

Text: Christoph Prasser

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