Staatenhaus am Rheinpark, Saal 2

Saul

Christopher Purves
Foto: Chris Gloag
Christopher Purves
Foto: Chris Gloag

Oratorium in drei Akten
Oper - Georg Friedrich Händel

Libretto von Charles Jennens
Eine Produktion des Glyndebourne Festival
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Rubén Dubrovsky / Rustam Samedov
Inszenierung: Barrie Kosky
Szenische Einstudierung der Übernahme: Donna Stirrup
Bühne & Kostüme: Katrin Lea Tag
Licht: Joachim Klein
Übertragung Lichtkonzept: David Manion
Choreografie: Otto Pichler
Chorleitung: Rustam Samedov
Dramaturgie: Svenja Gottsmann

Personen
Saul / Geist Samuels
David
Merab
Michal
Jonathan
Abner / Hohepriester / Amalekiter / Doeg
Hexe von Endor
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln


Zur Handlung
Im Mittelpunkt, der alttestamentlichen Episode, steht der Lear-ähnliche König Saul. Der eitle König ist alt und hilflos gegenüber seinem vom Riesen Goliath bedrohten Volk. Es ist der aus einfachen Verhältnissen stammende David, der Goliath mit seiner Steinschleuder besiegt und zum Symbol für Zuversicht und Zukunft wird. Das Volk bejubelt ihn als Held und auch der Königssohn Jonathan schließt David ins Herz. Zähneknirschend heißt König Saul den siegreichen Krieger in seinem Haus willkommen, vermählt ihn sogar an seine Tochter Michal während Tochter Merab stets Abstand hält. Doch schon bald wird Saul von Eifersucht und Wut erfüllt. Je mehr er David bedroht, desto weniger gelingen ihm seine politisch-kriegerischen Schritte, er erbittet Rat vom Propheten Samuel, doch er kann nicht mehr verhindern, dass seine Macht an David übergeht. Jonathan, Merab und Michael stehen in der Spannung der Treue zum Vater und zum klaren Blick auf die Zukunft.


Zum Werk
Barrie Koskys Saul Interpretation sprüht nur so vor Farben, Energie und Fantasie und ist im besten Sinne mitreißend. Nach Köln kommt sie als Übernahme vom Glyndebourne Festival wo sie 2015 und 2025 das Publikum in ihren Bann zog. Statt höflichem Konzertsaal oder Kirche, präsentiert Kosky eine lebhafte, surreale Traumlandschaft. Für alle, die dachten, Händel genieße man am besten mit geschlossenen Augen, ist Saul eine spannende Erinnerung daran, welches dramatisch-szenische Potential das Barock zu bieten hat. Der Form nach handelt es sich beim 1739 uraufgeführten Saul um ein Oratorium. Geschrieben für die konzertante Aufführung. Musikalisch geprägt durch Chöre und Arien mit chorischer Begleitung. Die Entscheidung für die Form des Oratoriums folgt zum einen dem Verdikt, nach dem biblische Stoffe nicht auf die Bühne zu bringen waren. Wichtiger ist aber Händels eigene berufliche Neuausrichtung. Hatte er bis zum Beginn der 1730er Jahre das Monopol für italienische Opern in London besessen, so begann sein Stern mit der Gründung der Opera of Nobility im Jahr 1734 zu sinken. An einem zweiten Standbein hatte Händel seit 1732 mit der Gattung des englischen Oratoriums gearbeitet und tatsächlich traf er mit Ester, Deborah und Athalia einen Nerv des Publikums. Nicht nur die Landessprache spielt dabei eine Rolle, sondern auch das Anknüpfen an die reiche Chortradition der anglikanischen Kirche mit ihren Anthems und Hymns. Darüber hinaus hatte das englische Publikum eine große Vorliebe für alttestamentarische Stoffe, da sich die Briten gerne mit Israel, dem von Gott auserwählten Volk, identifizierten und im Sujet vieler Oratorien eine (göttliche) Legitimierung für die eigene imperiale Expansions- und Kolonialpolitik sahen. Auch auf Händels Saul lässt sich eine solche zeitpolitische Lesart anwenden: Rund zwanzig Jahre vor Händels Ankunft in London hatte das Parlament im Zuge der Glorious Revolution 1689 die britische Krone William und Mary angeboten, nachdem man den (katholischen) James II. nicht mehr als geeignet ansah, das Land zu regieren. Das zeitgenössische Publikum hat diese Anspielung sicherlich problemlos verstanden. Große Bekanntheit außerhalb des Werkes erlangte der Trauermarsch aus dem dritten Akt, gespielt wurde er u. a. bei den Begräbnissen von Winston Churchill und George Washington. Mit Barrie Kosky inszeniert ein Regisseur, der für Spielfreude, Bewegungstheater und freches Gegen-den-Strich-Bürsten steht. Von 2012 bis 2022 war er Intendant der Komischen Oper Berlin und hat dort insbesondere dem Operetten- und Musicalrepertoire der 1920er Jahre zu Auftritt und Publikumsaufmerksam verholfen. Daneben steht er für Klassiker Inszenierungen, in denen er sich ohne die Bürde der deutschen Inszenierungsgeschichte mit frischen Ideen und Bearbeitungen der Herausforderung Musiktheater stellt. Unter seiner Leitung wurde das Haus mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als Opernhaus des Jahres und mit dem International Opera Award. Besondere Resonanz erhielt seine Zauberflöte. Gemeinsam mit Suzanne Andrade und Paul Barritt, den künstlerischen Köpfen der britischen Theatergruppe „1927“, überraschte er mit einer neuartigen Verbindung von live agierenden Sängern und filmischer Animation und präsentierte damit ein multimediales Spektakel mit rasanten Bildern. Im Juni 2013 folgte die Neuinszenierung von Paul Abrahams 1932 uraufgeführter Jazz-Operette Ball im Savoy mit Dagmar Manzel, Katharine Mehrling und Helmut Baumann in den Hauptrollen. Sorgsam wurde hier nicht nur die musikalische Stilvielfalt der 20er Jahre präsentiert, sondern auch die Tanzkultur der Zeit, mehr und mehr von den USA beeinflusst. „Lebensfreue, Wahnsinn, Eifersucht, Loyalität, Wut“: In Saul findet er alles, was es gutes Theater braucht, so kommentiert er seine Arbeit zur Premiere in Glyndebourne. Gleichzeitig bietet ihm die Form des Oratoriums mit ihren zahlreichen Chor-Nummern eine große inszenatorische Freiheit, die er für chorische Bewegungsdramaturgien und tänzerische Ausdeutung nutzt. Zu sehen ist eine Inszenierung, die voller Energie und Emotionen mitreißende zeitgenössische Choreografien mit aufwendigen historischen Kostümen verbindet und in einer stilvollen Fusion aus Alt und Neu ein unvergleichliches Theatererlebnis schafft.



Dr. T. Sofie Taubert-Marx

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Die Termine

Sa

29

Nov

Staatenhaus am Rheinpark, Saal 2 | 29.11.2025 | 19.00 Uhr


Info
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